Skip to main content

Der Pflegeberuf ist ein kommunikativer Beruf. Die Pflegefachkräfte sind oftmals die zentralen Ansprech- und Bezugspersonen für die Menschen, die sie versorgen. Obwohl dies bekannt ist, wurde dem Kurzgespräch in der Pflege bis jetzt kaum Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Auch wenn es keine eindeutige Definition des Kurzgesprächs gibt, hat es doch charakteristische Merkmale. Kurzgespräche finden nicht in einem formalen Rahmen statt, sondern kommen oft sehr spontan zustande. Sie sind zeitlich eng begrenzt und finden zumeist während der Ausübung pflegerischer Tätigkeiten statt. So können sie zum Beispiel aus einer Smalltalk-Situation heraus beim Verbandswechsel oder der Hilfe bei der Körperpflege entstehen. Häufig beginnt auch der Bewohner oder Patient das Gespräch mit der Frage, ob er kurz etwas fragen dürfe oder ob die Pflegefachkraft einen Moment Zeit hätte.

 

Für die Pflegefachkräfte ist diese Situation häufig nicht einfach, da sie sich sowohl auf ihr pflegerisches Handeln als auch auf die Kommunikation mit dem zu Pflegenden konzentrieren müssen. Erschwerend kommt oft noch der Zeitdruck oder die Umgebungssituation hinzu, die in dem Augenblick zum Beispiel keine Privatsphäre zulässt. Bisweilen befürchten die Pflegekräfte trotz ihrer Eile lange in so einer Gesprächssituation festgehalten zu werden. So kann es vorkommen, dass sie ein Kurzgespräch durch Vermeidung des Blickkontakts oder ablenkendes Verhalten und Betonen des Zeitdrucks abwehren.

 

Doch würden oft schon einige Minuten reichen, um Patienten zum Beispiel vor einer Untersuchung die Angst zu nehmen oder dem Gefühl der Einsamkeit bei einem Bewohner entgegenzuwirken. Das Kurzgespräch kann aber auch ein Türöffner zu tiefgreifenden Problemen sein, die den Patienten bewegen. Besonders wichtig ist es, dass sich der zu Pflegende in seiner Gefühlssituation angenommen fühlt.

 

Prof. Dr. Christa Bücker, Sektionsmitglied der Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft hat sich mit dem bislang kaum pflegewissenschaftlich untersuchten Thema Kurzgespräche im Pflegealltag befasst. Sie betont, dass eine professionelle Gestaltung der so wichtigen Kurzgespräche möglich ist. Dies setzt zunächst das Wissen um die Bedeutung der Kurzgespräche voraus. Neben Akzeptanz, Wertschätzung und der Fähigkeit des Zuhörens ist dafür die Kenntnis von Gesprächstechniken wichtig.

 

Es ist wünschenswert, dass die Kurzgespräche nicht nur mehr Aufmerksamkeit in der Pflegewissenschaft erfahren, sondern dass das Rüstzeug dafür den Pflegekräften auch in der Ausbildung vermittelt wird, um so den Bedürfnissen der Patienten und Bewohner besser gerecht werden zu können.